Räume
In der Bahn höre ich die Ansage für „sehr geehrte Damen und Herren“. Ich lächle, weil die kindliche Vorstellung des Unsichtbarseins leichter ist als das Bewusstsein um das omnipräsente binäre Geschlechtersystem, in dem ich nicht existiere.
Ich bin damit aufgewachsen nicht zu wissen, warum ich bin wie ich bin. Zu merken, dass die Kategorien, in die ich versucht wurde zu stecken, nicht zu mir passen. Heute weiß ich, dass ich weder weiblich noch introvertiert bin, sondern nicht-binär und autistisch.
Ich weiß zwar darum, merke aber, wie selten diese Kategorien mitgedacht werden. Wie selten mir die Existenz dieser Kategorien und meines Selbst gespiegelt werden.
Deswegen vergleiche ich mich oft mit Menschen, die nicht trans*, nicht behindert, nicht autistisch sind. Versuche mich behindertenfeindlichen und heteronormativen Unterdrückungsstrukturen anzupassen. Wären soziale Räume diskriminierungs- und barrierearm gestaltet, würde ich häufiger erleben, dass andere meine Lebensrealität teilen und könnte diese ohne Angst vor Diskriminierung leben.
Ob Räume diskriminierungssensibel und barrierearm sind, ist die Verantwortung von den Individuen, die sich darin bewegen, und von den übergeordneten Strukturen und Systemen. Denkt mehr Lebensrealitäten als die eurer eigenen mit, baut Barrieren ab und baut vor allem die internalisierten Diskriminierungsstrukturen in euren Köpfen ab. Damit ich darin existieren kann.