Eine Gemäldevorstellung mit musikalischer und gesanglicher Begleitung von Jasmin Adler.
Ich kenne Mona bereits, seit ich ein Kind war. Sie und meine Mutter trafen sich damals am Flughafen auf dem Weg nach Ägypten. Sie wurden auf Anhieb beste Freundinnen. Mona heißt mit vollem Namen Mona Ragy Enayat. Wie meine Mutter, stammt auch sie aus dem Land der Pyramiden, wo sich in jeder Ecke und Spalte der heiße, staubige Wüstensand verirrt. Wo die Menschen „Frieden sie mit dir“ statt „Grüß Gott“ sagen. In Monas Familie wurden Literatur und Kunst hochgehalten und so wurde Kunst und auch das Zusammenbringen von Menschen durch Kunst sehr bald ein Teil von Mona. In vielen ihrer Werke behandelt sie Themen wie Freiheit, Freude, Weiblichkeit, Religion und Glaube. Eins ihrer Werke, das mich besonders berührt hat, auch im Bezug auf Vielfalt und Diversität, ist ihr Gemälde mit dem Titel „Geborgenheit“.
[mysteriöse, entfernt hallende Gesangsstimme im Hintergrund]
Wie in vielen von Monas Bildern dominieren auch in diesem Bild die Farben im Zentrum des Werkes, Aquarell auf Leinwand, sehen wir einen Menschen, der im Schneidersitz auf einem kantigen Stein hockt. Mensch und Stein sind in warmen Brauntönen gehalten. Die Umgebung, dunkles Blau und hellere Grüntöne, wirken hingehen etwas kühl. Monas besonderen Stil erkennt man sofort an der Art, wie sie die menschlichen Hände, Füße und auch Augen malt. Insbesondere die Augen sind ein wichtiges Element ihrer Bilder. Im arabischen Kulturraum gibt es das Horusauge, das vor bösen Blicken schützt. Im Wesen sind die Augen, auch symbolisch, als ein Fenster zur Seele bekannt. Der Mensch, im Zentrum des Bildes, umarmt einen Vogel. Beinah liebevoll ist seine Haltung. Gleichzeitig scheint sich der Mensch mit Händen und Füßen, aber auch mit seinen Armen und der gesamten Haltung vor der Außenwelt abzuschirmen. Auf den ersten Blick hat der Mensch damals auf mich etwas einsam gewirkt, so als suche er Trost bei dem kleinen Lebewesen in seinen Armen. Nach dem zweiten Blick wirkt der Mensch jedoch beinah friedvoll.
[mysteriöse, melodische Untermalung durch gezupfte Gitarrenklänge]
In einem gemeinsamen Gespräch mit Mona über ihr Gemälde erklärt sie mir die Bedeutung des Bildes. Sie verwendet dabei die Worte „so fern und doch so nah“. Ihr Bildet handelt, ihr zufolge, von dem Gefühl der Fremde im Ausland. Ein Gefühl das Mona, die, für die Vertiefung ihres Studiums der Kunst, 1988 aus Ägypten nach Deutschland kam, sehr gut kannte. Der Vogel ist laut
Mona ein Symbol der Freiheit. Die Freiheit muss man fliegen lassen, um sie zu leben, so Mona. Daher auch die Vogelfeder in der Hand des Menschen, denn jeder muss seine eigene Freiheit selbst in die Hand nehmen. Sie spielt damit auf die Freiheit des Glaubens an, auf die Freiheit, als Frau zu leben und auf die Freiheit du selbst zu sein. Mona zelebriert mit ihrem Werk also die Einzigartigkeit eines jeden Menschen. Wenn der Menschen nicht die Möglichkeit erhält, sich frei zu entfalten, muss er Frieden in sich selbst finden.
[befreiende Auflösung der Gitarrenklänge]